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Mittwoch, 31. August 2016
Der Killer
lesereise, 12:18h
Liebe Leserinnen und Leser,
heute stelle ich Ihnen/Euch den dritten Kriminalroman von Jörg van Damme mit dem Titel "Der Killer" vor. Auch er ist sehr spannend geschrieben und verspricht gute Unterhaltung. Einfach mal die Leseprobe nutzen, um sich selbst ein Bild zu machen.

Der unüberhörbare Knall eines Schusses zerreißt die Stille der Nacht in einem Essener Vorort.
Es öffnen sich Fenster und aus dem Schlaf gerissene Bewohner stecken den Kopf heraus, um zu ergründen, was für ein unangenehmes Geräusch das war, das sie soeben vernehmen mussten. An Schlaf ist momentan nicht mehr zu denken, denn irgend etwas muss passiert sein.
Aber was?
Die aus dem Schlaf gerissenen Bewohner dieses Viertels sind verunsichert.
Sollte das wirklich ein Schuss sein?
Und warum ausgerechnet in ihrer Gegend?
Alle rätseln um das lautstarke Geräusch, das ihnen die Nachtruhe raubte. Aber keinem gelingt es, eine schlüssige Antwort zu finden.
Nur einer weiß Bescheid.
Es ist der Killer, der sich auf der Jagd befindet.
Der Killer ist eigentlich nur unter dieser Bezeichnung in den einschlägigen Kreisen bekannt, trägt aber ansonsten einen zivilen Namen, wie jeder andere Bürger auch.
Er heißt Egon Wunderlich.
Für diesen Namen, den er von seinen Eltern bekommen hat, kann der Killer nichts. Aber er ärgert sich manchmal, dass er wie eine Klette an ihm klebt. Es kommt vor, dass Leute, die ihn als ganz normalen Mitbürger kennen und nichts von seinem sonstigen Tun wissen, mitunter frotzeln und damit andeuten, dass sie eigentlich nichts über sein Leben wissen und ihn dann eben als wunderlich bezeichnen. Das mag er natürlich überhaupt nicht, kann sich aber dagegen nicht wehren, sonst müsste er reihenweise Leute umlegen, was ja bekanntlich so einfach nicht möglich ist.
Jetzt steht er unter einem weit herausragenden Baum versteckt im Garten eines Hauses, in dem er einem Spätheimkehrer aufgelauert hat. Dieser Spätheimlehrer ist vor wenigen Minuten eingetroffen und wollte gerade sein Haus betreten. Das hat er allerdings nicht mehr geschafft, denn vor dem Hauseingang steckte ihn ein Gewehrschuss nieder.
Blutüberströmt sinkt der Spätheimkehrer zu Boden. Das Blut sickert in kleinen Schüben aus einer Wunde in der Brust und verfärbt blitzschnell Hemd und Jackett. Der Killer muss eine Hauptschlagader getroffen haben. Hier kommt jedenfalls jede Hilfe zu spät, zumal niemand da ist, der überhaupt einen Notarzt hätte rufen können.
Der Killer hat seinen Auftrag erledigt und fühlt sich für jedwede Hilfeleistung nicht zuständig. So bleibt der Angeschossene vor dem Eingang seines Hauses in einer großen Blutlache liegen und verlässt diese irdische Welt.
Später findet ihn gegen Morgen der Zeitungsbote und verständigt Polizei und Notarzt. Statt des Notarztes ist diesmal allerdings mehr der Bestatter gefragt, der den Leichnam später der Gerichtsmedizin zwecks Autopsie zuführt.
Von dem Killer fehlt jede Spur.
Der arbeitet sehr vorsichtig, um sich nicht zu verraten oder der Polizei einen Hinweis auf seine Person zu hinterlassen, sonst könnte er gleich seine Visitenkarte hinterlegen.
Unbeobachtet gelingt es ihm, seinen Standpunkt unter dem Baum zu verlassen und mit einem abseits unauffällig geparkten Pkw diese Gegend zu verlassen.
Der Tote ist ein nicht sehr bekannter und relativ bescheiden lebender Mann namens Siegfried Liebermann, der tagsüber seinem Beruf als Taxifahrer nach geht. Heute hatte er sich nach Feierabend mal ein paar Biere mehr gegönnt, als ihm zuträglich sind. Das ist auch der Grund dafür, dass er nicht richtig mit bekam, dass ihm jemand ans Leder wollte.
Und nun ist sein Dasein beendet. Ganz einfach so.
Auftraggeber für diesen Mordanschlag ist ein Chirurg, der in der Innenstadt eine Klinik für Schönheitsoperationen betreibt und gelegentlich in seiner Arbeit pfuscht. So ist ihm auch bei dem Mordopfer eine Operation misslungen, die den armen Mann im Gesicht sehr entstellt. Sehr erstellt hat, muss man ja jetzt sagen.
Für den entstandenen Schaden will und kann der verantwortungslose Arzt nicht aufkommen, denn dann müsste er die Kosten selbst tragen, da er bereits zu viel gepfuscht hat und die Versicherung nicht mehr gewillt ist, weitere Schäden zu übernehmen und zu regulieren.
Verheiratet ist der Schönheitschirurg nicht. Hätte sich auch nicht gelohnt, denn dazu wechseln seine Frauenbekanntschaften allzu oft. Er wäre als Lebemann sonst von einer Scheidung in die nächste getappt. Das allein sprach bereits gegen jede engere Bindung, noch dazu staatlich sanktioniert.
Wesentlich besser als seine Arbeit ist der verkorkste Arzt im Auftritt in der gesellschaftlichen Schickeria. Da hat er sich längst einen guten Namen gemacht.
Leider begeht dieser offensichtlich schlecht ausgebildete Schönheitschirurg mindestens so oft Fehler bei seiner Arbeit, wie er seine Frauen wechselt. Und eines seiner Opfer ist der niedergestreckte Taxifahrer, der ihn immer wieder bedrängt hat und auf eine angemessene Entschädigung für dessen Pfusch als Wiedergutmachung drang.
Um sich diesen hochnotpeinlichen Meckerer und unbequemen Mahner, wie der Arzt ihn bezeichnete, endlich vom Hals zu schaffen, hat er für eine größere Summe Geldes den ihn in der Szene empfohlenen Killer engagiert, um den Mann endgültig beseitigen zu lassen.
Der hat nun seine Aufgabe korrekt erledigt und nicht, wie sein Auftraggeber, gepfuscht.
Da es ansonsten still bleibt in diesem Essener Vorortviertel, legen sich die aufgeschreckten Bewohner der umliegenden Häuser wieder zur Fortsetzung ihres unterbrochenen Schlafes nieder.
Der Tote wird erst, wie bereits angedeutet, am anderen Morgen vom Zeitungsboten entdeckt, der sofort die Polizei über sein mitgeführtes Handy alarmiert.
Es war ein ihm völlig Unbekannter, der dem Killer über seine Handy-Nummer, die ihm in der Szene zugespielt wurde, gebeten hat, einen Auftrag für ihn zu übernehmen. Der Killer hat zugesagt, vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt.
Der Anrufer gab sich als Schönheitschirurg aus, ohne seinen richtigen Namen zu nennen, und bot dem Killer für das Umlegen eines Mannes, der ihn wegen eines medizinischen Fehlers bei einer Operation an die Gurgel wollte, 20.000,00 Euro.
Das schien ihm sicherer, als sich andauernd von seinem ehemaligen Patienten, den er in der Tat etwas im Gesicht verstümmelt hat, permanent beschimpfen zu lassen. Ja, er musste sogar befürchten, dass der Aufgebrachte mit seinen Vorwürfen und Beschuldigungen sich auch an die Öffentlichkeit wendet. Das könnte schließlich seinen Ruf ruinieren, der ohnehin nicht der beste zu sein schien, denn kleine OP-Fehler waren mitunter an der Tagesordnung. So etwas spricht sich schließlich herum. Hier musste er einfach Abhilfe schaffen, um sein Gesicht wenigstens etwas zu wahren.
Da kam dem Schönheitschirurgen der Zufall zu Hilfe. Er erfuhr von der Existenz dieses Killers und bekam dessen Handy-Nummer. So kam schnell der Kontakt zustande.
Die Hälfte des Geldes hinterlegte der Arzt vereinbarungsgemäß an einer bestimmten Stelle in der Innenstadt. Die restliche Summe soll sich der Killer nach Ausführung seines Auftrages an der gleichen Stelle abholen, aber erst, wenn der Auftraggeber in der Tageszeitung nachlesen konnte, dass die Tat wirklich ausgeführt worden ist.
Die Nachricht von dieser Tat ging noch am gleichen Tage über den Sender und war am anderen Morgen in den Tageszeitungen nachzulesen, so dass dem Arzt keine Möglichkeit verblieb, die Restzahlung länger hinaus zu zögern, wollte er nicht selbst seitens des Killers in Schwierigkeiten verwickelt werden. Also hinterlegt er die restlichen 10.000,00 € in einem Briefumschlag an der vereinbarten Stelle.
Damit war für den Schönheitschirurgen die Angelegenheit ausgestanden und der Killer zufriedengestellt.
Die ganze Angelegenheit beschäftigt jetzt nur noch die Kriminalpolizei, die der Sache pflichtgemäß nachzugehen hat. Sie kommt allerdings mit ihren Ermittlungen nicht vom Fleck, da der Killer übervorsichtig war und keinerlei Spuren hinterließ. Selbst die Kippen seiner Zigaretten, die er während der Wartezeit geraucht hat, ließ er in einem mitgebrachten Schächtelchen verschwinden. Er dachte eben an alles.
Das ist der Grund dafür, dass man diesen gefährlichen Mann bislang nicht hat fassen können.
Die Kripo und insbesondere die Spurensicherung, auch kurz Spusi genannt, kommen in ihrer Ermittlungsarbeit nicht weiter voran.
Egon Wunderlich genießt derweil seine Freiheit.
Grinsend verfolgt er die Nachrichten, die mehrmals davon berichten, dass die Kriminalpolizei in ihren Ermittlungen in diesem Falle nicht einen Schritt weiter voran kommt. Man tritt praktisch auf der Stelle.
Man weiß einfach nicht, wer hier und warum gerichtet wurde.
Und so soll es nach Möglichkeit nach dem Willen des unbarmherzigen Killers auch bleiben.
Der Killer sieht sich hinsichtlich seiner nicht übertriebenen Vorsichtsmaßnahmen in seiner Ansicht bestätigt, man kann nicht vorsichtig genug sein, um unentdeckt zu bleiben.
Das ist seine Maxime.
Die Kripo hat alle Hände voll zu tun und ermittelt in allen möglichen Richtungen, allerdings vorerst leider ohne Ergebnis. In einer internen Besprechung der „SOKO Liebermann“, die eigens für diesen Fall gebildet wurde, musste man sich eingestehen, noch keinen Schritt voran gekommen zu sein.
Die SOKO tappt vorläufig im Dunkeln. Lediglich eine Patronenhülse fand man an der Stelle, wo der Täter gestanden haben muss. Die Patronenhülse deutet auf ein Gewehr als Tatwaffe hin, aus dem der Schuss abgefeuert worden sein muss. Von dieser Waffenart gibt es im Ruhrgebiet sicherlich sehr viele in Gangsterkreisen. So dass eine direkte Zuordnung nicht stattfinden kann. Auch verwertbare Fußspuren ließen sich keine finden.
Mehr ließ sich bisher überhaupt nicht an Fakten zusammenstellen.
Die SOKO Liebermann rotiert weiter und tappt nach wie vor im Dunkeln.
Egon Wunderlich verfolgt aufmerksam alle Zeitungsberichte, die sich mit dem Mordanschlag auf Siegfried Liebermann befassen. Nichts deutet darauf hin, dass die eigens für diesen Fall gebildete Sonderkommission Hinweise gefunden hat, die ihn in die Schusslinie rücken könnten. Er hofft, dass es so bleibt. Schließlich hat er alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um keinerlei Spuren zu hinterlassen.
Ausgenommen die von der Kripo geborgene Patronenhülse, die die SOKO nicht einer bestimmten Waffe zuordnen kann, da ihr keine bekannt ist, die dafür in Frage käme. Diese Hülse in der herrschenden Dunkelheit am Tatort noch rechtzeitig aufzuspüren war ihm, dem Killer, leider in der Kürze der Zeit nicht möglich. Sein Abgang hatte absoluten Vorrang.
Jetzt kommt es darauf an, dass nicht durch einen dummen Zufall sein Gewehr der Kripo, bei irgend einer Kontrolle seines Autos, in die Hände gelangt, denn sonst könnte man die gefundene Patronenhülse, Kaliber 7,65, dieser Waffe zuordnen und vielleicht des Besitzers habhaft werden.
Träte dieser Fall ein, wäre sein weiteres Schicksal soviel wie besiegelt.
Das alles hält unseren Killer namens Wunderlich allerdings nicht davon ab, sich weiteren Aufträgen zu widmen. Geld kann man immer gut gebrauchen, je mehr desto besser. Und die Quoten in seinem Geschäft bewegen sich stets im fünf- bis sechsstelligen Bereich vor dem Komma. Je nach Schwierigkeitsgrad des Auftrages und der finanziellen Situation des Auftraggebers.
Natürlich kann sich Wunderlich die Aufträge nicht so einfach an Land ziehen, wie er es gerne möchte, sondern muss schön warten, bis sich ihm ein entsprechendes Angebot präsentiert., Da kann es ungewollt zu tagelangem ausharren kommen, ehe sich mal wieder ein potentieller Kunde per Handy meldet.
Schließlich ist Wunderlich noch relativ jung im Revier, da er vor nicht allzu langer Zeit erst hier eingewandert ist. Da spricht sich seine Prepaid-Handy-Nummer nur langsam herum. So war der Auftrag, das Opfer des Schönheitschirurgen
umzulegen, sein erster im Ruhrgebiet.
Sozusagen die Feuertaufe im Westen.
Bevor er ins Ruhrrevier wechselte, legte er seine Opfer im Großraum München um. Dort ging zwar alles glatt und er wurde nie geschnappt, aber allmählich wurde ihm dort der Boden doch etwas zu heiß unter den Füßen. Und man soll ja bekanntlich nicht etwas herausfordern, was nicht unbedingt herausgefordert werden muss.
Daher sein dortiger Abgang.
Seine Arbeitsverlagerung in die Ruhrmetropole schien ihm da der einzige machbare Weg mit Aussicht auf weitere Aufträge. Hier kann er jetzt wieder weitgehendst ungestört seinem blutrünstigen Handwerk nachgehen, solange er sich weiterhin vorsichtig genug verhält.
Eines schönen Tages erreicht ihn ein Anruf, mit dem er anfänglich nichts anzufangen weiß.
„Stimmt die Handy-Nummer?“
Der Killer kann sich keinen Reim auf diese Frage machen.
„Wieso?“, fragt er zurück.
„Nur so. Ich will sicher gehen.“
„Was soll das heißen?“
„Sind sie der Mann, der mit bestimmten Dingen gut umzugehen versteht?“
„Wenn sie mich so fragen, muss ich mit einem klaren 'Ja' antworten.“
„Dann sind sie der Mann, der hier unter dem Namen 'Killer' läuft?“
„Meine Güte, sie stellen aber eine Menge blöder Fragen. Kommen sie doch einfach kurz und schmerzlos auf den Punkt. Das spart Zeit. Was wollen sie?“
„Ich hätte da einen Auftrag für sie. Würde eine Menge Geld bei herausspringen. Hätten sie eventuell Interesse an dem Auftrag?“
„Bedenken sie bitte, dass man seitens der NSA und eventuell auch von deutscher Seite unsere Apparate abhören dürfte. Formulieren sie mir bitte ihren Auftrag, den ich sicher gerne übernehmen werde, sofern mir das Honorar angemessen erscheint, schriftlich.“
„Kein Problem, aber wie erreiche ich sie schriftlich?“
„Schreibens sie alles präzise nieder und stecken sie dann das Schreiben in einen roten Umschlag. Den kleben sie sorgfältig zu und werfen ihn dann am kommenden Mittwoch um 12.00 Uhr mittags in den Papierkorb am Haupteingang des Essener Hauptbahnhofs, Südseite. Auf dem Umschlag vermerken sie lediglich als Stichwort 'Eilt' und vergessen sie nicht, mir einen angemessenen finanziellen Vorschlag zu unterbreiten. Den werde ich zuerst als Verhandlungsbasis betrachten. Alles weitere später.“
„Einverstanden.“
„Und noch etwas: Vergessen sie nicht, mir eine Kontakt-Handy-Nummer mitzuteilen, damit ich sie erreichen kann. Aber bitte von einem Prepaid-Handy.“
„Wird alles wunschgemäß erledigt. Danke für ihre Zusage.“
„Stopp, mein lieber Freund. Das ist längst noch keine Zusage meinerseits. Ich muss den Auftrag erst prüfen, ehe ich mich endgültig entscheide. Aber ich verspreche ihnen, dass ich nichts auf die lange Bank schiebe. Tschüss.“
Damit ist das Telefonat beendet.
Dem Killer winkt hier nicht nur ein lukrativer Auftrag, sondern vermutlich auch eine Menge Arbeit, denn so, wie er zwischen Sätzen herausgehört hat, muss es schon ein größeres Objekt sein. Die Stimme am Handy klang kernig und voller Willenskraft. Der Mann weiß, was er will. Aber das weiß der Killer auch.
Am nächsten Mittwoch schlendert der Killer gemütlich durch Essens Innenstadt und kommt rein zufällig gegen 12.00 Uhr am Südportal des Hauptbahnhofes vorbei. Er begibt sich an einen in der Nähe befindlichen Stand und verharrt, um von dort den Briefeinwerfer zu beobachten.
Der erscheint tatsächlich pünktlich auf der Bildfläche und entledigt sich eines roten Briefumschlages, den er lässig dem Papierkorb anvertraut. Er bleibt noch einen Moment neben dem Papierbehälter stehen und schaut sich dann um, ob er eventuell jemanden entdecken kann, der sich des Briefes bemächtigen könnte.
Aber niemand ist in Sicht, der für den Auftraggeber als Killer in Frage käme. Außerdem weiß er gar nicht, wie er aussieht. Deshalb erübrigt sich weiteres Warten.
Der Auftraggeber ist sich aber sicher, dass der Killer ihn genau im Visier hat. Und da liegt er total richtig. Egon Wunderlich hält sich tatsächlich in der Nähe auf und weiß nun exakt, wie sein Gegenspieler aussieht.
Immerhin ein sehr elegant gekleideter Herr mittleren Alters, der gepflegt aussieht und – dem Äußeren nach zu urteilen – ein sehr einflussreicher Mann zu sein scheint, der genau weiß, was er will. Ein Mann mit großen Führungsqualitäten.
Der Killer beobachtet, wie sich der Auftraggeber, dessen Namen er bis heute nicht kennt, in östlicher Richtung zu Fuß entfernt. Vermutlich wird er irgendwo seinen Wagen bereit stehen haben und einsteigen, damit ihn sein Fahrer wieder ins Büro zurück bringen kann.
Jetzt passt der Killer auf wie ein Lux, denn wehe, es würde ein Obdachloser oder eine andere Person da im Vorbeigehen aus Neugierde hinein greifen und den roten Brief aus dem Papierkorb ans Tageslicht befördern.
Nachdem der Auftraggeber außer Sichtweite ist, begibt sich Wunderlich zum Südportal hinüber und stellt sich unauffällig neben den Papierkorb. Er zieht ein kleines Papierknäuel aus der Hosentasche und tut so, als wolle er es einwerfen. Dabei nimmt er geschickt den roten Umschlag an sich, schiebt ihn in seine Brusttasche und verlässt langsam seinen Standort.
Er begibt sich auf die U-Bahn-Ebene und besteigt eine Straßenbahn, die ihn nach Hause fahren soll.
Jetzt ist er neugierig, was ihm der Auftraggeber da wohl mitteilt.
Daheim an gekommen, steckt sich der Killer zunächst erst einmal in aller Ruhe eine Zigarette an, schenkt sich einen Whisky ein und setzt sich dann an seinen Schreibtisch, um nun endlich das Geheimnis des roten Briefumschlages zu lüften.
Der Briefumschlag enthält ein zweimal gefaltetes Blatt Papier der Größe DIN A4. Als er es aufgeklappt hat, sieht er nur wenige Schreibmaschinenzeilen, die den Auftrag beschreiben. Und ein Foto liegt bei. Es zeigt vermutlich die Zielperson.
Der Text lautet:
„Es handelt sich um Herrn Gerhard Blaukorn, Mitinhaber der Firma Illuka. Foto anbei. Wert: 50.000,00 €.“
Und dann ist da noch eine Handy-Nummer vermerkt. Ansonsten nichts. Nicht einmal eine Unterschrift.
Der Killer überlegt nur kurz. Der Preis ist akzeptabel. Also, denkt er sich, den Auftrag kannst du an nehmen.
Er greift zum Handy und ruft die mitgeteilte Nummer an. Der Angerufene meldet sich ohne seinen Namen zu nennen.
„Ja bitte?“
„Ich bin's. Brief erhalten. Auftrag nehme ich an. Ausführung in den nächsten Tagen. Muss erst noch die Person genau studieren. Die Hälfte des Geldes bitte sofort in einem Schließfach am Bahnhof deponieren. Den Schlüssel hinterlegen sie bitte in einem Briefumschlag beim Portier im Hotel 'Handelshof' auf den Namen 'Günter Weiß'. Den Restbetrag auf die gleiche Weise nach gelungener Ausführung des Auftrages, über den sie dann alles der Presse entnehmen können. Verstanden?“
„Ja. Machen sie's gut.“
„Werde ich. Tschüss.“
Damit ist die Konversation mit dem Auftraggeber beendet.
Der Auftraggeber, ein an sich sehr seriöser Geschäftsmann, jetzt allerdings etwas auf Abwegen, geht sofort daran, sich bei der Bank von seinem Privatkonto 25.000,00 € zu besorgen, um das Geld in einem Schließfach am Hauptbahnhof zu hinterlegen. Den Schlüssel steckt er in einen Briefumschlag, schreibt auf den Umschlag den Namen „Günter Weiß“ und begibt sich zum Hotel „Handelshof“.
Der höfliche Portier wendet sich dem vermeintlichen neuen Gast zu.
„Mein Herr, was kann ich für sie tun?“
Ich habe eine Bitte. Heute oder morgen wird sich bei ihnen ein Gast melden mit dem Namen Günter Weiß. Für ihn ist dieser Briefumschlag
bestimmt. Wären sie so nett und würden dem Herrn bei seiner Ankunft den Briefumschlag aushändigen?“
„Aber gerne, mein Herr.“
Damit übergibt er dem Portier den Briefumschlag, bedankt sich herzlich und verlässt das Hotel.
Der Killer will sicher gehen und überprüfen, ob sich sein Auftraggeber auch tatsächlich an seine Anweisungen hält, und hat sich deshalb
in der Nähe des Hotels unauffällig postiert. Und da er den Auftraggeber bereits vom Ansehen kennt, ist es für ihn nicht schwierig, ihn zu identifizieren.
Tatsächlich taucht der Auftraggeber noch am gleichen Tag vor dem Hotel „Handelshof“ auf und begibt sich zum Portier, dem er den Briefumschlag übergibt. Jetzt weiß Wunderlich, dass der Auftrag ernst gemeint ist, wartet noch eine Weile ab und betritt dann das Foyer des Hotels. Höflich begrüßt ihn der diensthabende Portier.
„Guten Tag, mein Herr. Was kann ich für sie tun?“
„Ich habe hier in der Stadt zu tun und wollte ursprünglich bei ihnen übernachten. Inzwischen hat es sich leider jedoch ergeben, dass ich noch heute Abend heimfahren muss. Es könnte sein, dass ein Freund mir eine Nachricht bei ihnen hinterlassen hat, und zwar auf den Namen Günter Weiß.“
„Ich bedauere, dass sie nicht bei uns übernachten können, aber in der Tat, hier wurde vorhin ein Brief für sie deponiert. Moment bitte, ich hole ihn sofort.“
Damit dreht sich der Portier um, greift in ein Fach, zieht den bewussten Briefumschlag hervor und überreicht ihn dem Fragesteller. Der bedankt sich höflich, steckt den Briefumschlag
ein und verlässt das Hotel.
Draußen reißt er den Umschlag auf und entnimmt ihm einen Schlüssel. Es ist der Schlüssel eines Schließfaches des Essener Hauptbahnhofes. Eiligst begibt sich Wunderlich zum Bahnhof hinüber und sucht das entsprechende Schließfach mit der Nummer 23.
Das Schließfach ist schnell gefunden. Der Killer öffnet es und zieht einen dicken Briefumschlag heraus, der die gewünschten 25.000,00 € enthält. Nur unauffällig kann er einen Blick in den Umschlag werfen, damit keiner der Passanten des Inhaltes ansichtig werden kann. Schnell schließt er den Umschlag und steckt ihn in seinen Aktenkoffer.
In aller Gemütsruhe verlässt er den Bahnhof und begibt sich nach Hause. Erst hier hat er die Möglichkeit, den Geldbetrag durchzuzählen und auf Vollständigkeit zu überprüfen. Es sind alles Scheine mit sehr unterschiedlichen Seriennummern, also keine fortlaufenden nummerierten und registrierten Scheine. Der Auftraggeber hat umsichtig gehandelt. Wunderlich stuft ihn als „geschäftsfähig“ ein.
Damit ist der Auftrag angenommen.
Am anderen Morgen nach einem guten Frühstück macht sich Wunderlich daran, sich in aller Ruhe das mitgelieferte Foto anzuschauen und das Gesicht des auf ihm befindlichen Mannes genau einzuprägen. Es ist ein an sich sehr sympathisches Gesicht, das ihn da anschaut. Schade um den Mann, denkt der Killer, dem das aber egal sein kann. Irgend etwas wird der Mann schon angestellt haben, um von der Bildfläche verschwinden zu müssen. Den genauen Grund will er gar nicht wissen.
Auftrag ist Auftrag.
Nun zieht Wunderlich das örtliche Telefonbuch heran und sucht nach der Adresse der Firma, der die Zielperson angehört. Irgendwo muss er ja mit der Suche beginnen. Als er sich die Anschrift notiert hat, steckt er das Telefonbuch wieder ins Regal zurück und begibt sich daran, die weiteren Vorbereitungen für seinen Auftrag zu treffen. Diesmal bedarf es für diesen speziellen Fall eines Gewehres mit Zielfernrohr und Schalldämpfer, das er zum Einsatz bringen will.
Er kann der Zielperson ja nicht in dessen Büro gegenüber treten und per Pistole erschießen, das würde sein Berufsende sein, denn man würde ihn garantiert schnell fassen. Diesen Auftrag muss er über eine größere Distanz erledigen. Das ist ihm längst klar. Er muss nur noch den richtigen Standort erkunden, von dem aus ein gezielter Schuss gelingen kann.
Also begibt sich Wunderlich in die Innenstadt und sucht die Firma Illuka. Mehrfach umrundet er den Häuserblock und prägt sich alle Ein- und Ausgänge ein, durch die jemand die Firma entweder betreten oder wieder verlassen kann.
Als er über die Lage des Unternehmens genügen informiert ist, widmet er sich der Firma direkt, um sie auch von innen näher kennen zu lernen. Er betritt das Gebäude und sieht sich hier etwas näher um. Ungehindert kann er sich bewegen und erkundet, wo sich die Geschäftsleitung befindet. Er stellt fest, dass die Fenster der Chefbüros zur Straßenseite liegen. Das lässt ihn hoffen, die Zielperson von der gegenüber liegenden Straßenseite aus sehen zu können. Schnell begibt er sich wieder nach draußen, um hier nicht weiter jemandem aufzufallen.
Als der Killer die Straße betreten hat, wendet er sich der anderen Straßenseite zu. Das Haus gegenüber bietet sich von der Lage her geradezu an, von dort aus sich des Auftrages zu entledigen.
Wunderlich betritt das Haus und begibt sich auf den dortigen Dachboden. Von hier oben aus kann er gut die Fenster von Illuka einsehen. Hinter einer relativ niedrigen Balustrade lässt es sich trotz allem einigermaßen gut verstecken. Er legt sich lang und beobachtet mit einem mitgebrachten Fernglas die Fenster von Illuka.
Hinter einem Fenster im vierten Stock kann er tatsächlich die gewünschte Zielperson entdecken. Der Mann sitzt an seinem Schreibtisch und telefoniert. Wunderlich prägt sich die Lage des Fensters genau ein und verschwindet wieder nach unten.
Für heute will er es genug sein lassen. Morgen ist auch noch ein Tag.
Am nächsten Tag verstaut Wunderlich ein aus seiner Waffensammlung besonders geeignetes Gewehr in einer großen Hülle, die er auf dem Rücken tragen kann. Sie lässt eher eine Anglerausrüstung als eine Waffe darin vermuten.
So bewaffnet macht er sich erneut auf den Weg zu dem Haus, das der Fa. Illuka gegenüber liegt. Unbehelligt gelangt er über den Aufzug und die letzten Treppenstufen zum Dach hinauf. Dort bezieht er Position und beobachtet aufmerksam die Häuserfront von Illuka.
Der Blick durchs Fernglas richtet sich genau auf das Fenster, hinter dem die Zielperson residieren müsste. Allerdings scheint sie momentan nicht an ihrem Platz zu sein. Der Killer kann nichts erkennen, was auf die Anwesenheit der Zielperson hindeutet. Jetzt heißt es abwarten. Irgend wann muss der Mann ja mal in seinem Büro auftauchen, sofern er überhaupt im Hause anwesend ist. Er ist anwesend. Hätte er sich auf Dienstreise begeben, hätte ihn sein Auftraggeber sicherlich entsprechend informiert. Also heißt es weiterhin abwarten.
Fast eine Stunde vergeht, in der nichts geschieht. Der Killer bleibt trotzdem in voller Konzentration. Unaufmerksamkeit wäre jetzt fehl am Platze. Und dann taucht die Zielperson tatsächlich in ihrem Büro auf.
Der Mann begibt sich zunächst an seinen Schreibtisch und geht dann, mit einem Handy in der Hand, hinüber zum Fenster, um einen Blick hinaus auf die Straße zu richten. Er ahnt nicht, dass er sich gerade in die bestmöglichste Schussposition für den Killer gebracht hat.
Der Killer ist bereit, den finalen Schuss anzubringen. Er rückt sein Gewehr mit aufgesetztem Schalldämpfer zurecht, zielt genau auf die Brust der Zielperson und drückt ab.
Fast lautlos und vom Straßenlärm überdeckt verlässt die Kugel den Gewehrlauf, durchschlägt das Fenster im gegenüber liegenden vierten Stock und trifft genau das Herz des anvisierten Mannes, der samt seinem in der Hand befindlichen Handy blutüberströmt zu Boden sinkt. Mitten im abbrechenden Gespräch hört der Gesprächspartner am anderen Ende den Schuss und vernimmt dann nur noch den Fall des Mannes. Danach tritt Funkstille ein.
Der Killer packt blitzschnell seine Sachen ein und verlässt den Dachboden so, wie er gekommen ist. Kein Mensch bemerkt ihn, wie er sich wieder auf die Straße begibt und unerkannt im Gewühl der Menschen verschwindet.
Der Killer hat seinen Auftrag erledigt.
Die Vorzimmerdame der Zielperson hat das Splittern der Fensterscheibe und den dumpfen Fall im Nebenzimmer vernommen und eilt in das Büro ihres Chefs, den sie blutend aber leblos auf dem Boden liegend vorfindet. Nur eine zersplitterte Fensterscheibe deutet darauf hin, dass der Mann von draußen erschossen worden sein muss. Die Sekretärin stößt einen lauten Schrei aus und ruft um Hilfe.
Der Schrei der Sekretärin wird von einigen benachbart untergebrachten Mitarbeitern vernommen, die sofort neugierig herbei laufen.
Alle sind betroffen von dem Anblick, der sich ihnen im Büro des Mitinhabers der Fa. Illuka bietet.
Ein beherzter Mitarbeiter greift zur Halsschlagader, um zu prüfen, ob noch Leben in dem Körper steckt, muss aber erkennen, dass hier wohl nichts mehr zu machen ist. Er zieht sein Handy aus der Tasche und ruft über die 110 die Polizei und bittet um die Entsendung eines Notarztes und Rettungswagens. Der Notarzt kann nach seinem Eintreffen nur noch den Tod des Mannes feststellen. Eine Bestattungsfirma wird von der Polizei beauftragt, den Leichnam der Pathologie zuzuführen. Hier kann für ihn jedenfalls nichts mehr getan werden.
Inzwischen ist auch der eigentliche Auftraggeber dieses eiskalten Mordes am Tatort aufgetaucht und heuchelt blankes Entsetzen über den plötzlichen Tod seines Mitinhabers.
„Das ist ja schrecklich. Wer macht denn nur so etwas? Wem hat er denn im Wege gestanden? Meines Wissens hat er doch keinen Feinde?“
Langsam drängt er die gaffenden Mitarbeiter zurück und schafft Platz für die Arbeit der Polizei, die ihrerseits jetzt alles absperrt und der Spurensicherung die weitere akribische Arbeit überlässt.
Der leitende Kriminalbeamte vor Ort wendet sich an den Geschäftsinhaber und bittet ihn ins Vorzimmer, wo sie sich beide ungestört unterhalten können. Die völlig verstörte Vorzimmerdame hat ein Kollege des Erschossenen zur Erholung von dem Schrecken zuvor nach Hause geschickt.
„Verraten sie mir bitte zunächst ihren Namen und ihre Position in diesem Unternehmen.“
Der Angesprochene ist der Auftraggeber dieses Mordes, nur kann er dies dem ihn befragenden Beamten nicht eingestehen. Das ist sein Geheimnis, denn er wollte sich nur den Teilhaber vom Hals schaffen, da der immer raffgieriger wurde.
„Mein Name ist Dr. Eberhard Litzow. Ich bin der Inhaber der Fa. Illuka. Der Tote ist, eh, war mein Teilhaber.“
„Gibt es außer ihnen beiden noch weitere Miteigner?“
„Nein.“
„Seit wann existiert die Firma und war der Tote von Anfang an dabei?“
„Ich habe das Geschäft 1995 gegründet. Mein Freund Blaukorn trat erst vier Jahre später in die Firma ein. Er übernahm 49 % der Geschäftsanteile. Wir produzieren Elektronikteile und vertreiben sie hauptsächlich an Autofirmen in aller Welt. Das Geschäft boomt. Wir haben keine Probleme, weder bezüglich der Herstellung noch in finanzieller Hinsicht. Unsere Auftragsbücher sind voll.“
„Wie standen sie zu Herrn Blaukorn?“
„Wir waren sehr gut befreundet, sonst hätte ich ihn nicht in die Firma aufgenommen. Außerdem verkehren wir auch familiär miteinander.“
Während des Gespräches wird von zwei Männern einer Bestattungsfirma die Leiche an ihnen vorbei aus dem Zimmer getragen. Die Spusi hat relativ wenig Arbeit, da sich ja kein Täter direkt im Haus befand. Sie muss sich jetzt des Hauses gegenüber annehmen, um dort eventuelle Spuren sicher zu stellen.
„Gab es zwischen Herrn Blaukorn und ihnen eventuell Probleme in menschlicher Hinsicht?“
„Nein, wir verstanden uns immer prächtig. Wenn wir Probleme zu lösen hatten, dann handelte es sich stets um firmentechnische, die wir aber immer einvernehmlich lösen konnten.“
„Was mich noch interessiert: Wem fallen jetzt die 49 % der Geschäftsanteile zu?“
„Es existiert ein Vertrag, der alles genau regelt, auch in Todesfällen. Die Geschäftsanteile fallen automatisch mir als eigentlichem Firmengründer zu. Allerdings erhalten die Witwe und ihre Kinder monatliche Zuwendungen. Auch das ist vertraglich festgelegt.“
„Und wie wäre es im umgekehrten Falle, würde ihnen etwas zustoßen?“
„Genauso.“
„Gut. Vielleicht komme ich später noch einmal auf sie zu. Für heute können wir das Gespräch abschließen. Sie müssten allerdings noch einmal zu uns ins Präsidium kommen, um das Protokoll zu unterschreiben.“
„Selbstverständlich. Wann passt es ihnen?“
„Sagen wir morgen im Laufe des Vormittags. Einer meiner Beamten wird sich dann ihrer annehmen, falls ich selbst nicht anwesend sein sollte.“
„Abgemacht. Ich werde so gegen 11.00 Uhr dort erscheinen.“
Der Kripobeamte reicht dem Firmeninhaber die Hand und verabschiedet sich.
„Dann bis morgen. Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen.“
Dann zieht sich der Kripobeamte zurück. Jetzt beginnt für ihn und seine Mitarbeiter das Rätseln um den Grund des Anschlags. Auf den ersten Blick lassen sich keinerlei Anhaltspunkte erkennen, die jemanden innerhalb des Unternehmens verdächtig machen.
Eine schreckliche Tat, die allen Rätsel aufgibt.
Der Killer kann sich in Sicherheit wiegen, denn ihn hat zur Tatzeit niemand gesehen und Spuren hat er ebenfalls keine hinterlassen. Nicht einmal Fußabdrücke, denn er trägt bei seinen Tatausführungen stets leichtes Schuhwerk mit glatter Sohle, so dass sich kein Profil abdrücken kann.
Für ihn ist das Geschäft zunächst abgewickelt.
Er muss nur noch die vereinbarte zweite Rate in Höhe von 25.000,00 € abkassieren, dann ist für ihn alles sauber abgehakt.
Nur die Kriminalpolizei hat noch eine Menge Arbeit vor sich, kommt aber leider nicht von der Stelle. Es ist eine rätselhafte Tat mit einem noch rätselhafteren Täter.
Aber das interessiert den Killer alles nicht mehr. Er hält sich für die nächste Zeit bedeckt.
heute stelle ich Ihnen/Euch den dritten Kriminalroman von Jörg van Damme mit dem Titel "Der Killer" vor. Auch er ist sehr spannend geschrieben und verspricht gute Unterhaltung. Einfach mal die Leseprobe nutzen, um sich selbst ein Bild zu machen.

Der unüberhörbare Knall eines Schusses zerreißt die Stille der Nacht in einem Essener Vorort.
Es öffnen sich Fenster und aus dem Schlaf gerissene Bewohner stecken den Kopf heraus, um zu ergründen, was für ein unangenehmes Geräusch das war, das sie soeben vernehmen mussten. An Schlaf ist momentan nicht mehr zu denken, denn irgend etwas muss passiert sein.
Aber was?
Die aus dem Schlaf gerissenen Bewohner dieses Viertels sind verunsichert.
Sollte das wirklich ein Schuss sein?
Und warum ausgerechnet in ihrer Gegend?
Alle rätseln um das lautstarke Geräusch, das ihnen die Nachtruhe raubte. Aber keinem gelingt es, eine schlüssige Antwort zu finden.
Nur einer weiß Bescheid.
Es ist der Killer, der sich auf der Jagd befindet.
Der Killer ist eigentlich nur unter dieser Bezeichnung in den einschlägigen Kreisen bekannt, trägt aber ansonsten einen zivilen Namen, wie jeder andere Bürger auch.
Er heißt Egon Wunderlich.
Für diesen Namen, den er von seinen Eltern bekommen hat, kann der Killer nichts. Aber er ärgert sich manchmal, dass er wie eine Klette an ihm klebt. Es kommt vor, dass Leute, die ihn als ganz normalen Mitbürger kennen und nichts von seinem sonstigen Tun wissen, mitunter frotzeln und damit andeuten, dass sie eigentlich nichts über sein Leben wissen und ihn dann eben als wunderlich bezeichnen. Das mag er natürlich überhaupt nicht, kann sich aber dagegen nicht wehren, sonst müsste er reihenweise Leute umlegen, was ja bekanntlich so einfach nicht möglich ist.
Jetzt steht er unter einem weit herausragenden Baum versteckt im Garten eines Hauses, in dem er einem Spätheimkehrer aufgelauert hat. Dieser Spätheimlehrer ist vor wenigen Minuten eingetroffen und wollte gerade sein Haus betreten. Das hat er allerdings nicht mehr geschafft, denn vor dem Hauseingang steckte ihn ein Gewehrschuss nieder.
Blutüberströmt sinkt der Spätheimkehrer zu Boden. Das Blut sickert in kleinen Schüben aus einer Wunde in der Brust und verfärbt blitzschnell Hemd und Jackett. Der Killer muss eine Hauptschlagader getroffen haben. Hier kommt jedenfalls jede Hilfe zu spät, zumal niemand da ist, der überhaupt einen Notarzt hätte rufen können.
Der Killer hat seinen Auftrag erledigt und fühlt sich für jedwede Hilfeleistung nicht zuständig. So bleibt der Angeschossene vor dem Eingang seines Hauses in einer großen Blutlache liegen und verlässt diese irdische Welt.
Später findet ihn gegen Morgen der Zeitungsbote und verständigt Polizei und Notarzt. Statt des Notarztes ist diesmal allerdings mehr der Bestatter gefragt, der den Leichnam später der Gerichtsmedizin zwecks Autopsie zuführt.
Von dem Killer fehlt jede Spur.
Der arbeitet sehr vorsichtig, um sich nicht zu verraten oder der Polizei einen Hinweis auf seine Person zu hinterlassen, sonst könnte er gleich seine Visitenkarte hinterlegen.
Unbeobachtet gelingt es ihm, seinen Standpunkt unter dem Baum zu verlassen und mit einem abseits unauffällig geparkten Pkw diese Gegend zu verlassen.
Der Tote ist ein nicht sehr bekannter und relativ bescheiden lebender Mann namens Siegfried Liebermann, der tagsüber seinem Beruf als Taxifahrer nach geht. Heute hatte er sich nach Feierabend mal ein paar Biere mehr gegönnt, als ihm zuträglich sind. Das ist auch der Grund dafür, dass er nicht richtig mit bekam, dass ihm jemand ans Leder wollte.
Und nun ist sein Dasein beendet. Ganz einfach so.
Auftraggeber für diesen Mordanschlag ist ein Chirurg, der in der Innenstadt eine Klinik für Schönheitsoperationen betreibt und gelegentlich in seiner Arbeit pfuscht. So ist ihm auch bei dem Mordopfer eine Operation misslungen, die den armen Mann im Gesicht sehr entstellt. Sehr erstellt hat, muss man ja jetzt sagen.
Für den entstandenen Schaden will und kann der verantwortungslose Arzt nicht aufkommen, denn dann müsste er die Kosten selbst tragen, da er bereits zu viel gepfuscht hat und die Versicherung nicht mehr gewillt ist, weitere Schäden zu übernehmen und zu regulieren.
Verheiratet ist der Schönheitschirurg nicht. Hätte sich auch nicht gelohnt, denn dazu wechseln seine Frauenbekanntschaften allzu oft. Er wäre als Lebemann sonst von einer Scheidung in die nächste getappt. Das allein sprach bereits gegen jede engere Bindung, noch dazu staatlich sanktioniert.
Wesentlich besser als seine Arbeit ist der verkorkste Arzt im Auftritt in der gesellschaftlichen Schickeria. Da hat er sich längst einen guten Namen gemacht.
Leider begeht dieser offensichtlich schlecht ausgebildete Schönheitschirurg mindestens so oft Fehler bei seiner Arbeit, wie er seine Frauen wechselt. Und eines seiner Opfer ist der niedergestreckte Taxifahrer, der ihn immer wieder bedrängt hat und auf eine angemessene Entschädigung für dessen Pfusch als Wiedergutmachung drang.
Um sich diesen hochnotpeinlichen Meckerer und unbequemen Mahner, wie der Arzt ihn bezeichnete, endlich vom Hals zu schaffen, hat er für eine größere Summe Geldes den ihn in der Szene empfohlenen Killer engagiert, um den Mann endgültig beseitigen zu lassen.
Der hat nun seine Aufgabe korrekt erledigt und nicht, wie sein Auftraggeber, gepfuscht.
Da es ansonsten still bleibt in diesem Essener Vorortviertel, legen sich die aufgeschreckten Bewohner der umliegenden Häuser wieder zur Fortsetzung ihres unterbrochenen Schlafes nieder.
Der Tote wird erst, wie bereits angedeutet, am anderen Morgen vom Zeitungsboten entdeckt, der sofort die Polizei über sein mitgeführtes Handy alarmiert.
Es war ein ihm völlig Unbekannter, der dem Killer über seine Handy-Nummer, die ihm in der Szene zugespielt wurde, gebeten hat, einen Auftrag für ihn zu übernehmen. Der Killer hat zugesagt, vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt.
Der Anrufer gab sich als Schönheitschirurg aus, ohne seinen richtigen Namen zu nennen, und bot dem Killer für das Umlegen eines Mannes, der ihn wegen eines medizinischen Fehlers bei einer Operation an die Gurgel wollte, 20.000,00 Euro.
Das schien ihm sicherer, als sich andauernd von seinem ehemaligen Patienten, den er in der Tat etwas im Gesicht verstümmelt hat, permanent beschimpfen zu lassen. Ja, er musste sogar befürchten, dass der Aufgebrachte mit seinen Vorwürfen und Beschuldigungen sich auch an die Öffentlichkeit wendet. Das könnte schließlich seinen Ruf ruinieren, der ohnehin nicht der beste zu sein schien, denn kleine OP-Fehler waren mitunter an der Tagesordnung. So etwas spricht sich schließlich herum. Hier musste er einfach Abhilfe schaffen, um sein Gesicht wenigstens etwas zu wahren.
Da kam dem Schönheitschirurgen der Zufall zu Hilfe. Er erfuhr von der Existenz dieses Killers und bekam dessen Handy-Nummer. So kam schnell der Kontakt zustande.
Die Hälfte des Geldes hinterlegte der Arzt vereinbarungsgemäß an einer bestimmten Stelle in der Innenstadt. Die restliche Summe soll sich der Killer nach Ausführung seines Auftrages an der gleichen Stelle abholen, aber erst, wenn der Auftraggeber in der Tageszeitung nachlesen konnte, dass die Tat wirklich ausgeführt worden ist.
Die Nachricht von dieser Tat ging noch am gleichen Tage über den Sender und war am anderen Morgen in den Tageszeitungen nachzulesen, so dass dem Arzt keine Möglichkeit verblieb, die Restzahlung länger hinaus zu zögern, wollte er nicht selbst seitens des Killers in Schwierigkeiten verwickelt werden. Also hinterlegt er die restlichen 10.000,00 € in einem Briefumschlag an der vereinbarten Stelle.
Damit war für den Schönheitschirurgen die Angelegenheit ausgestanden und der Killer zufriedengestellt.
Die ganze Angelegenheit beschäftigt jetzt nur noch die Kriminalpolizei, die der Sache pflichtgemäß nachzugehen hat. Sie kommt allerdings mit ihren Ermittlungen nicht vom Fleck, da der Killer übervorsichtig war und keinerlei Spuren hinterließ. Selbst die Kippen seiner Zigaretten, die er während der Wartezeit geraucht hat, ließ er in einem mitgebrachten Schächtelchen verschwinden. Er dachte eben an alles.
Das ist der Grund dafür, dass man diesen gefährlichen Mann bislang nicht hat fassen können.
Die Kripo und insbesondere die Spurensicherung, auch kurz Spusi genannt, kommen in ihrer Ermittlungsarbeit nicht weiter voran.
Egon Wunderlich genießt derweil seine Freiheit.
Grinsend verfolgt er die Nachrichten, die mehrmals davon berichten, dass die Kriminalpolizei in ihren Ermittlungen in diesem Falle nicht einen Schritt weiter voran kommt. Man tritt praktisch auf der Stelle.
Man weiß einfach nicht, wer hier und warum gerichtet wurde.
Und so soll es nach Möglichkeit nach dem Willen des unbarmherzigen Killers auch bleiben.
Der Killer sieht sich hinsichtlich seiner nicht übertriebenen Vorsichtsmaßnahmen in seiner Ansicht bestätigt, man kann nicht vorsichtig genug sein, um unentdeckt zu bleiben.
Das ist seine Maxime.
Die Kripo hat alle Hände voll zu tun und ermittelt in allen möglichen Richtungen, allerdings vorerst leider ohne Ergebnis. In einer internen Besprechung der „SOKO Liebermann“, die eigens für diesen Fall gebildet wurde, musste man sich eingestehen, noch keinen Schritt voran gekommen zu sein.
Die SOKO tappt vorläufig im Dunkeln. Lediglich eine Patronenhülse fand man an der Stelle, wo der Täter gestanden haben muss. Die Patronenhülse deutet auf ein Gewehr als Tatwaffe hin, aus dem der Schuss abgefeuert worden sein muss. Von dieser Waffenart gibt es im Ruhrgebiet sicherlich sehr viele in Gangsterkreisen. So dass eine direkte Zuordnung nicht stattfinden kann. Auch verwertbare Fußspuren ließen sich keine finden.
Mehr ließ sich bisher überhaupt nicht an Fakten zusammenstellen.
Die SOKO Liebermann rotiert weiter und tappt nach wie vor im Dunkeln.
Egon Wunderlich verfolgt aufmerksam alle Zeitungsberichte, die sich mit dem Mordanschlag auf Siegfried Liebermann befassen. Nichts deutet darauf hin, dass die eigens für diesen Fall gebildete Sonderkommission Hinweise gefunden hat, die ihn in die Schusslinie rücken könnten. Er hofft, dass es so bleibt. Schließlich hat er alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um keinerlei Spuren zu hinterlassen.
Ausgenommen die von der Kripo geborgene Patronenhülse, die die SOKO nicht einer bestimmten Waffe zuordnen kann, da ihr keine bekannt ist, die dafür in Frage käme. Diese Hülse in der herrschenden Dunkelheit am Tatort noch rechtzeitig aufzuspüren war ihm, dem Killer, leider in der Kürze der Zeit nicht möglich. Sein Abgang hatte absoluten Vorrang.
Jetzt kommt es darauf an, dass nicht durch einen dummen Zufall sein Gewehr der Kripo, bei irgend einer Kontrolle seines Autos, in die Hände gelangt, denn sonst könnte man die gefundene Patronenhülse, Kaliber 7,65, dieser Waffe zuordnen und vielleicht des Besitzers habhaft werden.
Träte dieser Fall ein, wäre sein weiteres Schicksal soviel wie besiegelt.
Das alles hält unseren Killer namens Wunderlich allerdings nicht davon ab, sich weiteren Aufträgen zu widmen. Geld kann man immer gut gebrauchen, je mehr desto besser. Und die Quoten in seinem Geschäft bewegen sich stets im fünf- bis sechsstelligen Bereich vor dem Komma. Je nach Schwierigkeitsgrad des Auftrages und der finanziellen Situation des Auftraggebers.
Natürlich kann sich Wunderlich die Aufträge nicht so einfach an Land ziehen, wie er es gerne möchte, sondern muss schön warten, bis sich ihm ein entsprechendes Angebot präsentiert., Da kann es ungewollt zu tagelangem ausharren kommen, ehe sich mal wieder ein potentieller Kunde per Handy meldet.
Schließlich ist Wunderlich noch relativ jung im Revier, da er vor nicht allzu langer Zeit erst hier eingewandert ist. Da spricht sich seine Prepaid-Handy-Nummer nur langsam herum. So war der Auftrag, das Opfer des Schönheitschirurgen
umzulegen, sein erster im Ruhrgebiet.
Sozusagen die Feuertaufe im Westen.
Bevor er ins Ruhrrevier wechselte, legte er seine Opfer im Großraum München um. Dort ging zwar alles glatt und er wurde nie geschnappt, aber allmählich wurde ihm dort der Boden doch etwas zu heiß unter den Füßen. Und man soll ja bekanntlich nicht etwas herausfordern, was nicht unbedingt herausgefordert werden muss.
Daher sein dortiger Abgang.
Seine Arbeitsverlagerung in die Ruhrmetropole schien ihm da der einzige machbare Weg mit Aussicht auf weitere Aufträge. Hier kann er jetzt wieder weitgehendst ungestört seinem blutrünstigen Handwerk nachgehen, solange er sich weiterhin vorsichtig genug verhält.
Eines schönen Tages erreicht ihn ein Anruf, mit dem er anfänglich nichts anzufangen weiß.
„Stimmt die Handy-Nummer?“
Der Killer kann sich keinen Reim auf diese Frage machen.
„Wieso?“, fragt er zurück.
„Nur so. Ich will sicher gehen.“
„Was soll das heißen?“
„Sind sie der Mann, der mit bestimmten Dingen gut umzugehen versteht?“
„Wenn sie mich so fragen, muss ich mit einem klaren 'Ja' antworten.“
„Dann sind sie der Mann, der hier unter dem Namen 'Killer' läuft?“
„Meine Güte, sie stellen aber eine Menge blöder Fragen. Kommen sie doch einfach kurz und schmerzlos auf den Punkt. Das spart Zeit. Was wollen sie?“
„Ich hätte da einen Auftrag für sie. Würde eine Menge Geld bei herausspringen. Hätten sie eventuell Interesse an dem Auftrag?“
„Bedenken sie bitte, dass man seitens der NSA und eventuell auch von deutscher Seite unsere Apparate abhören dürfte. Formulieren sie mir bitte ihren Auftrag, den ich sicher gerne übernehmen werde, sofern mir das Honorar angemessen erscheint, schriftlich.“
„Kein Problem, aber wie erreiche ich sie schriftlich?“
„Schreibens sie alles präzise nieder und stecken sie dann das Schreiben in einen roten Umschlag. Den kleben sie sorgfältig zu und werfen ihn dann am kommenden Mittwoch um 12.00 Uhr mittags in den Papierkorb am Haupteingang des Essener Hauptbahnhofs, Südseite. Auf dem Umschlag vermerken sie lediglich als Stichwort 'Eilt' und vergessen sie nicht, mir einen angemessenen finanziellen Vorschlag zu unterbreiten. Den werde ich zuerst als Verhandlungsbasis betrachten. Alles weitere später.“
„Einverstanden.“
„Und noch etwas: Vergessen sie nicht, mir eine Kontakt-Handy-Nummer mitzuteilen, damit ich sie erreichen kann. Aber bitte von einem Prepaid-Handy.“
„Wird alles wunschgemäß erledigt. Danke für ihre Zusage.“
„Stopp, mein lieber Freund. Das ist längst noch keine Zusage meinerseits. Ich muss den Auftrag erst prüfen, ehe ich mich endgültig entscheide. Aber ich verspreche ihnen, dass ich nichts auf die lange Bank schiebe. Tschüss.“
Damit ist das Telefonat beendet.
Dem Killer winkt hier nicht nur ein lukrativer Auftrag, sondern vermutlich auch eine Menge Arbeit, denn so, wie er zwischen Sätzen herausgehört hat, muss es schon ein größeres Objekt sein. Die Stimme am Handy klang kernig und voller Willenskraft. Der Mann weiß, was er will. Aber das weiß der Killer auch.
Am nächsten Mittwoch schlendert der Killer gemütlich durch Essens Innenstadt und kommt rein zufällig gegen 12.00 Uhr am Südportal des Hauptbahnhofes vorbei. Er begibt sich an einen in der Nähe befindlichen Stand und verharrt, um von dort den Briefeinwerfer zu beobachten.
Der erscheint tatsächlich pünktlich auf der Bildfläche und entledigt sich eines roten Briefumschlages, den er lässig dem Papierkorb anvertraut. Er bleibt noch einen Moment neben dem Papierbehälter stehen und schaut sich dann um, ob er eventuell jemanden entdecken kann, der sich des Briefes bemächtigen könnte.
Aber niemand ist in Sicht, der für den Auftraggeber als Killer in Frage käme. Außerdem weiß er gar nicht, wie er aussieht. Deshalb erübrigt sich weiteres Warten.
Der Auftraggeber ist sich aber sicher, dass der Killer ihn genau im Visier hat. Und da liegt er total richtig. Egon Wunderlich hält sich tatsächlich in der Nähe auf und weiß nun exakt, wie sein Gegenspieler aussieht.
Immerhin ein sehr elegant gekleideter Herr mittleren Alters, der gepflegt aussieht und – dem Äußeren nach zu urteilen – ein sehr einflussreicher Mann zu sein scheint, der genau weiß, was er will. Ein Mann mit großen Führungsqualitäten.
Der Killer beobachtet, wie sich der Auftraggeber, dessen Namen er bis heute nicht kennt, in östlicher Richtung zu Fuß entfernt. Vermutlich wird er irgendwo seinen Wagen bereit stehen haben und einsteigen, damit ihn sein Fahrer wieder ins Büro zurück bringen kann.
Jetzt passt der Killer auf wie ein Lux, denn wehe, es würde ein Obdachloser oder eine andere Person da im Vorbeigehen aus Neugierde hinein greifen und den roten Brief aus dem Papierkorb ans Tageslicht befördern.
Nachdem der Auftraggeber außer Sichtweite ist, begibt sich Wunderlich zum Südportal hinüber und stellt sich unauffällig neben den Papierkorb. Er zieht ein kleines Papierknäuel aus der Hosentasche und tut so, als wolle er es einwerfen. Dabei nimmt er geschickt den roten Umschlag an sich, schiebt ihn in seine Brusttasche und verlässt langsam seinen Standort.
Er begibt sich auf die U-Bahn-Ebene und besteigt eine Straßenbahn, die ihn nach Hause fahren soll.
Jetzt ist er neugierig, was ihm der Auftraggeber da wohl mitteilt.
Daheim an gekommen, steckt sich der Killer zunächst erst einmal in aller Ruhe eine Zigarette an, schenkt sich einen Whisky ein und setzt sich dann an seinen Schreibtisch, um nun endlich das Geheimnis des roten Briefumschlages zu lüften.
Der Briefumschlag enthält ein zweimal gefaltetes Blatt Papier der Größe DIN A4. Als er es aufgeklappt hat, sieht er nur wenige Schreibmaschinenzeilen, die den Auftrag beschreiben. Und ein Foto liegt bei. Es zeigt vermutlich die Zielperson.
Der Text lautet:
„Es handelt sich um Herrn Gerhard Blaukorn, Mitinhaber der Firma Illuka. Foto anbei. Wert: 50.000,00 €.“
Und dann ist da noch eine Handy-Nummer vermerkt. Ansonsten nichts. Nicht einmal eine Unterschrift.
Der Killer überlegt nur kurz. Der Preis ist akzeptabel. Also, denkt er sich, den Auftrag kannst du an nehmen.
Er greift zum Handy und ruft die mitgeteilte Nummer an. Der Angerufene meldet sich ohne seinen Namen zu nennen.
„Ja bitte?“
„Ich bin's. Brief erhalten. Auftrag nehme ich an. Ausführung in den nächsten Tagen. Muss erst noch die Person genau studieren. Die Hälfte des Geldes bitte sofort in einem Schließfach am Bahnhof deponieren. Den Schlüssel hinterlegen sie bitte in einem Briefumschlag beim Portier im Hotel 'Handelshof' auf den Namen 'Günter Weiß'. Den Restbetrag auf die gleiche Weise nach gelungener Ausführung des Auftrages, über den sie dann alles der Presse entnehmen können. Verstanden?“
„Ja. Machen sie's gut.“
„Werde ich. Tschüss.“
Damit ist die Konversation mit dem Auftraggeber beendet.
Der Auftraggeber, ein an sich sehr seriöser Geschäftsmann, jetzt allerdings etwas auf Abwegen, geht sofort daran, sich bei der Bank von seinem Privatkonto 25.000,00 € zu besorgen, um das Geld in einem Schließfach am Hauptbahnhof zu hinterlegen. Den Schlüssel steckt er in einen Briefumschlag, schreibt auf den Umschlag den Namen „Günter Weiß“ und begibt sich zum Hotel „Handelshof“.
Der höfliche Portier wendet sich dem vermeintlichen neuen Gast zu.
„Mein Herr, was kann ich für sie tun?“
Ich habe eine Bitte. Heute oder morgen wird sich bei ihnen ein Gast melden mit dem Namen Günter Weiß. Für ihn ist dieser Briefumschlag
bestimmt. Wären sie so nett und würden dem Herrn bei seiner Ankunft den Briefumschlag aushändigen?“
„Aber gerne, mein Herr.“
Damit übergibt er dem Portier den Briefumschlag, bedankt sich herzlich und verlässt das Hotel.
Der Killer will sicher gehen und überprüfen, ob sich sein Auftraggeber auch tatsächlich an seine Anweisungen hält, und hat sich deshalb
in der Nähe des Hotels unauffällig postiert. Und da er den Auftraggeber bereits vom Ansehen kennt, ist es für ihn nicht schwierig, ihn zu identifizieren.
Tatsächlich taucht der Auftraggeber noch am gleichen Tag vor dem Hotel „Handelshof“ auf und begibt sich zum Portier, dem er den Briefumschlag übergibt. Jetzt weiß Wunderlich, dass der Auftrag ernst gemeint ist, wartet noch eine Weile ab und betritt dann das Foyer des Hotels. Höflich begrüßt ihn der diensthabende Portier.
„Guten Tag, mein Herr. Was kann ich für sie tun?“
„Ich habe hier in der Stadt zu tun und wollte ursprünglich bei ihnen übernachten. Inzwischen hat es sich leider jedoch ergeben, dass ich noch heute Abend heimfahren muss. Es könnte sein, dass ein Freund mir eine Nachricht bei ihnen hinterlassen hat, und zwar auf den Namen Günter Weiß.“
„Ich bedauere, dass sie nicht bei uns übernachten können, aber in der Tat, hier wurde vorhin ein Brief für sie deponiert. Moment bitte, ich hole ihn sofort.“
Damit dreht sich der Portier um, greift in ein Fach, zieht den bewussten Briefumschlag hervor und überreicht ihn dem Fragesteller. Der bedankt sich höflich, steckt den Briefumschlag
ein und verlässt das Hotel.
Draußen reißt er den Umschlag auf und entnimmt ihm einen Schlüssel. Es ist der Schlüssel eines Schließfaches des Essener Hauptbahnhofes. Eiligst begibt sich Wunderlich zum Bahnhof hinüber und sucht das entsprechende Schließfach mit der Nummer 23.
Das Schließfach ist schnell gefunden. Der Killer öffnet es und zieht einen dicken Briefumschlag heraus, der die gewünschten 25.000,00 € enthält. Nur unauffällig kann er einen Blick in den Umschlag werfen, damit keiner der Passanten des Inhaltes ansichtig werden kann. Schnell schließt er den Umschlag und steckt ihn in seinen Aktenkoffer.
In aller Gemütsruhe verlässt er den Bahnhof und begibt sich nach Hause. Erst hier hat er die Möglichkeit, den Geldbetrag durchzuzählen und auf Vollständigkeit zu überprüfen. Es sind alles Scheine mit sehr unterschiedlichen Seriennummern, also keine fortlaufenden nummerierten und registrierten Scheine. Der Auftraggeber hat umsichtig gehandelt. Wunderlich stuft ihn als „geschäftsfähig“ ein.
Damit ist der Auftrag angenommen.
Am anderen Morgen nach einem guten Frühstück macht sich Wunderlich daran, sich in aller Ruhe das mitgelieferte Foto anzuschauen und das Gesicht des auf ihm befindlichen Mannes genau einzuprägen. Es ist ein an sich sehr sympathisches Gesicht, das ihn da anschaut. Schade um den Mann, denkt der Killer, dem das aber egal sein kann. Irgend etwas wird der Mann schon angestellt haben, um von der Bildfläche verschwinden zu müssen. Den genauen Grund will er gar nicht wissen.
Auftrag ist Auftrag.
Nun zieht Wunderlich das örtliche Telefonbuch heran und sucht nach der Adresse der Firma, der die Zielperson angehört. Irgendwo muss er ja mit der Suche beginnen. Als er sich die Anschrift notiert hat, steckt er das Telefonbuch wieder ins Regal zurück und begibt sich daran, die weiteren Vorbereitungen für seinen Auftrag zu treffen. Diesmal bedarf es für diesen speziellen Fall eines Gewehres mit Zielfernrohr und Schalldämpfer, das er zum Einsatz bringen will.
Er kann der Zielperson ja nicht in dessen Büro gegenüber treten und per Pistole erschießen, das würde sein Berufsende sein, denn man würde ihn garantiert schnell fassen. Diesen Auftrag muss er über eine größere Distanz erledigen. Das ist ihm längst klar. Er muss nur noch den richtigen Standort erkunden, von dem aus ein gezielter Schuss gelingen kann.
Also begibt sich Wunderlich in die Innenstadt und sucht die Firma Illuka. Mehrfach umrundet er den Häuserblock und prägt sich alle Ein- und Ausgänge ein, durch die jemand die Firma entweder betreten oder wieder verlassen kann.
Als er über die Lage des Unternehmens genügen informiert ist, widmet er sich der Firma direkt, um sie auch von innen näher kennen zu lernen. Er betritt das Gebäude und sieht sich hier etwas näher um. Ungehindert kann er sich bewegen und erkundet, wo sich die Geschäftsleitung befindet. Er stellt fest, dass die Fenster der Chefbüros zur Straßenseite liegen. Das lässt ihn hoffen, die Zielperson von der gegenüber liegenden Straßenseite aus sehen zu können. Schnell begibt er sich wieder nach draußen, um hier nicht weiter jemandem aufzufallen.
Als der Killer die Straße betreten hat, wendet er sich der anderen Straßenseite zu. Das Haus gegenüber bietet sich von der Lage her geradezu an, von dort aus sich des Auftrages zu entledigen.
Wunderlich betritt das Haus und begibt sich auf den dortigen Dachboden. Von hier oben aus kann er gut die Fenster von Illuka einsehen. Hinter einer relativ niedrigen Balustrade lässt es sich trotz allem einigermaßen gut verstecken. Er legt sich lang und beobachtet mit einem mitgebrachten Fernglas die Fenster von Illuka.
Hinter einem Fenster im vierten Stock kann er tatsächlich die gewünschte Zielperson entdecken. Der Mann sitzt an seinem Schreibtisch und telefoniert. Wunderlich prägt sich die Lage des Fensters genau ein und verschwindet wieder nach unten.
Für heute will er es genug sein lassen. Morgen ist auch noch ein Tag.
Am nächsten Tag verstaut Wunderlich ein aus seiner Waffensammlung besonders geeignetes Gewehr in einer großen Hülle, die er auf dem Rücken tragen kann. Sie lässt eher eine Anglerausrüstung als eine Waffe darin vermuten.
So bewaffnet macht er sich erneut auf den Weg zu dem Haus, das der Fa. Illuka gegenüber liegt. Unbehelligt gelangt er über den Aufzug und die letzten Treppenstufen zum Dach hinauf. Dort bezieht er Position und beobachtet aufmerksam die Häuserfront von Illuka.
Der Blick durchs Fernglas richtet sich genau auf das Fenster, hinter dem die Zielperson residieren müsste. Allerdings scheint sie momentan nicht an ihrem Platz zu sein. Der Killer kann nichts erkennen, was auf die Anwesenheit der Zielperson hindeutet. Jetzt heißt es abwarten. Irgend wann muss der Mann ja mal in seinem Büro auftauchen, sofern er überhaupt im Hause anwesend ist. Er ist anwesend. Hätte er sich auf Dienstreise begeben, hätte ihn sein Auftraggeber sicherlich entsprechend informiert. Also heißt es weiterhin abwarten.
Fast eine Stunde vergeht, in der nichts geschieht. Der Killer bleibt trotzdem in voller Konzentration. Unaufmerksamkeit wäre jetzt fehl am Platze. Und dann taucht die Zielperson tatsächlich in ihrem Büro auf.
Der Mann begibt sich zunächst an seinen Schreibtisch und geht dann, mit einem Handy in der Hand, hinüber zum Fenster, um einen Blick hinaus auf die Straße zu richten. Er ahnt nicht, dass er sich gerade in die bestmöglichste Schussposition für den Killer gebracht hat.
Der Killer ist bereit, den finalen Schuss anzubringen. Er rückt sein Gewehr mit aufgesetztem Schalldämpfer zurecht, zielt genau auf die Brust der Zielperson und drückt ab.
Fast lautlos und vom Straßenlärm überdeckt verlässt die Kugel den Gewehrlauf, durchschlägt das Fenster im gegenüber liegenden vierten Stock und trifft genau das Herz des anvisierten Mannes, der samt seinem in der Hand befindlichen Handy blutüberströmt zu Boden sinkt. Mitten im abbrechenden Gespräch hört der Gesprächspartner am anderen Ende den Schuss und vernimmt dann nur noch den Fall des Mannes. Danach tritt Funkstille ein.
Der Killer packt blitzschnell seine Sachen ein und verlässt den Dachboden so, wie er gekommen ist. Kein Mensch bemerkt ihn, wie er sich wieder auf die Straße begibt und unerkannt im Gewühl der Menschen verschwindet.
Der Killer hat seinen Auftrag erledigt.
Die Vorzimmerdame der Zielperson hat das Splittern der Fensterscheibe und den dumpfen Fall im Nebenzimmer vernommen und eilt in das Büro ihres Chefs, den sie blutend aber leblos auf dem Boden liegend vorfindet. Nur eine zersplitterte Fensterscheibe deutet darauf hin, dass der Mann von draußen erschossen worden sein muss. Die Sekretärin stößt einen lauten Schrei aus und ruft um Hilfe.
Der Schrei der Sekretärin wird von einigen benachbart untergebrachten Mitarbeitern vernommen, die sofort neugierig herbei laufen.
Alle sind betroffen von dem Anblick, der sich ihnen im Büro des Mitinhabers der Fa. Illuka bietet.
Ein beherzter Mitarbeiter greift zur Halsschlagader, um zu prüfen, ob noch Leben in dem Körper steckt, muss aber erkennen, dass hier wohl nichts mehr zu machen ist. Er zieht sein Handy aus der Tasche und ruft über die 110 die Polizei und bittet um die Entsendung eines Notarztes und Rettungswagens. Der Notarzt kann nach seinem Eintreffen nur noch den Tod des Mannes feststellen. Eine Bestattungsfirma wird von der Polizei beauftragt, den Leichnam der Pathologie zuzuführen. Hier kann für ihn jedenfalls nichts mehr getan werden.
Inzwischen ist auch der eigentliche Auftraggeber dieses eiskalten Mordes am Tatort aufgetaucht und heuchelt blankes Entsetzen über den plötzlichen Tod seines Mitinhabers.
„Das ist ja schrecklich. Wer macht denn nur so etwas? Wem hat er denn im Wege gestanden? Meines Wissens hat er doch keinen Feinde?“
Langsam drängt er die gaffenden Mitarbeiter zurück und schafft Platz für die Arbeit der Polizei, die ihrerseits jetzt alles absperrt und der Spurensicherung die weitere akribische Arbeit überlässt.
Der leitende Kriminalbeamte vor Ort wendet sich an den Geschäftsinhaber und bittet ihn ins Vorzimmer, wo sie sich beide ungestört unterhalten können. Die völlig verstörte Vorzimmerdame hat ein Kollege des Erschossenen zur Erholung von dem Schrecken zuvor nach Hause geschickt.
„Verraten sie mir bitte zunächst ihren Namen und ihre Position in diesem Unternehmen.“
Der Angesprochene ist der Auftraggeber dieses Mordes, nur kann er dies dem ihn befragenden Beamten nicht eingestehen. Das ist sein Geheimnis, denn er wollte sich nur den Teilhaber vom Hals schaffen, da der immer raffgieriger wurde.
„Mein Name ist Dr. Eberhard Litzow. Ich bin der Inhaber der Fa. Illuka. Der Tote ist, eh, war mein Teilhaber.“
„Gibt es außer ihnen beiden noch weitere Miteigner?“
„Nein.“
„Seit wann existiert die Firma und war der Tote von Anfang an dabei?“
„Ich habe das Geschäft 1995 gegründet. Mein Freund Blaukorn trat erst vier Jahre später in die Firma ein. Er übernahm 49 % der Geschäftsanteile. Wir produzieren Elektronikteile und vertreiben sie hauptsächlich an Autofirmen in aller Welt. Das Geschäft boomt. Wir haben keine Probleme, weder bezüglich der Herstellung noch in finanzieller Hinsicht. Unsere Auftragsbücher sind voll.“
„Wie standen sie zu Herrn Blaukorn?“
„Wir waren sehr gut befreundet, sonst hätte ich ihn nicht in die Firma aufgenommen. Außerdem verkehren wir auch familiär miteinander.“
Während des Gespräches wird von zwei Männern einer Bestattungsfirma die Leiche an ihnen vorbei aus dem Zimmer getragen. Die Spusi hat relativ wenig Arbeit, da sich ja kein Täter direkt im Haus befand. Sie muss sich jetzt des Hauses gegenüber annehmen, um dort eventuelle Spuren sicher zu stellen.
„Gab es zwischen Herrn Blaukorn und ihnen eventuell Probleme in menschlicher Hinsicht?“
„Nein, wir verstanden uns immer prächtig. Wenn wir Probleme zu lösen hatten, dann handelte es sich stets um firmentechnische, die wir aber immer einvernehmlich lösen konnten.“
„Was mich noch interessiert: Wem fallen jetzt die 49 % der Geschäftsanteile zu?“
„Es existiert ein Vertrag, der alles genau regelt, auch in Todesfällen. Die Geschäftsanteile fallen automatisch mir als eigentlichem Firmengründer zu. Allerdings erhalten die Witwe und ihre Kinder monatliche Zuwendungen. Auch das ist vertraglich festgelegt.“
„Und wie wäre es im umgekehrten Falle, würde ihnen etwas zustoßen?“
„Genauso.“
„Gut. Vielleicht komme ich später noch einmal auf sie zu. Für heute können wir das Gespräch abschließen. Sie müssten allerdings noch einmal zu uns ins Präsidium kommen, um das Protokoll zu unterschreiben.“
„Selbstverständlich. Wann passt es ihnen?“
„Sagen wir morgen im Laufe des Vormittags. Einer meiner Beamten wird sich dann ihrer annehmen, falls ich selbst nicht anwesend sein sollte.“
„Abgemacht. Ich werde so gegen 11.00 Uhr dort erscheinen.“
Der Kripobeamte reicht dem Firmeninhaber die Hand und verabschiedet sich.
„Dann bis morgen. Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen.“
Dann zieht sich der Kripobeamte zurück. Jetzt beginnt für ihn und seine Mitarbeiter das Rätseln um den Grund des Anschlags. Auf den ersten Blick lassen sich keinerlei Anhaltspunkte erkennen, die jemanden innerhalb des Unternehmens verdächtig machen.
Eine schreckliche Tat, die allen Rätsel aufgibt.
Der Killer kann sich in Sicherheit wiegen, denn ihn hat zur Tatzeit niemand gesehen und Spuren hat er ebenfalls keine hinterlassen. Nicht einmal Fußabdrücke, denn er trägt bei seinen Tatausführungen stets leichtes Schuhwerk mit glatter Sohle, so dass sich kein Profil abdrücken kann.
Für ihn ist das Geschäft zunächst abgewickelt.
Er muss nur noch die vereinbarte zweite Rate in Höhe von 25.000,00 € abkassieren, dann ist für ihn alles sauber abgehakt.
Nur die Kriminalpolizei hat noch eine Menge Arbeit vor sich, kommt aber leider nicht von der Stelle. Es ist eine rätselhafte Tat mit einem noch rätselhafteren Täter.
Aber das interessiert den Killer alles nicht mehr. Er hält sich für die nächste Zeit bedeckt.
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